Über die Auflösung des Digitalen
Oder das Kontinuierliche des Analogen
Ich versuche mich hiermit an einer Dekonstruktion. Die Dekonstruktion einer gegenwärtig immer wiederkehrenden Dichotomie. Eine Dichotomie die entsprechend bereits viel behandelt wurde doch meiner Auffassung nach selten vollständig und sofern eine Behandlung erfolgte auch stets mit einer anderen Philosophie. Ich spreche von den Gegensätzen Analog und Digital und ersuche eine Brücke zu schlagen, sodass nicht mehr in getrennten Logiken gedacht werden kann. Weshalb? Da ich hinter der vorausgehenden Konstruktion der beiden Welten eine umfassendere Dynamik erahne und ich diese verborgenen Kräfte zu Lichte führen will. Es erscheint mir Notwendig eine andere Klarheit in jene Angelegenheit zu bringen.
Bevor ich mich der Begrifflichkeiten annehme, möchte ich kurz eine Positionierung und Präzession vornehmen, von wo aus ich mit der Dekonstruktion beginnen möchte und womit genau ich mich befassen werde: Ich gehe davon aus, dass jeder ein intuitives Bild von Analog und Digital hat und mit den Begriffen diverse Assoziationen einhergehen. Das Analoge wird gerne als haptischer und emotionaler beschrieben, während das Digitale abstrakt und kälter wirkt. Greifbar werden die Begriffe zum Beispiel, wenn wir an Analoge und Digitale Medien denken da sich hier die Angelegenheit in Form begibt. Neben der starren Form der Information würde ich deren Bewegung, die Nachrichtentechnik, als zweite Kategorie auffassen. Analogtechnik und Digitaltechnik, so verwoben die Begriffe am Ende sein werden, kann man sich vorstellen. Ich gehe also davon aus, dass analog und digital geläufig sind und es eine abstrakte Vorstellung von den jeweiligen Welten gibt, die Welten jedoch getrennt voneinander existieren und sich nur Schnittstellen befinden. Zudem gehe ich davon aus das es eine Konkurrenz unter den beiden Welten gibt. Den Streit um das bessere Medium: Schallplatte im Vergleich zur CD / Analoger Film im Vergleich zu digitalem Film etc. ist ein Symptom dieses Umstandes. Ich werde mich im Folgenden weder spezifisch mit Medien auseinandersetzten noch mit der Übertragung von Information, also der zweiten Kategorie, der Nachrichtentechnik, sondern primär mit grundlegenden Gemeinsamkeiten, sodass eine Trennung in Medium, Nachrichtentechnik etc. in diesem Kontext nicht nötig ist. Nachdem diese Dichotomie aufgehoben wurde, möchte ich Versuchen ein neues Modell dieser Technologien zu formulieren. Ich gehe davon aus das es mir in diesem kurzen Rahmen nicht ausreichend gelingen wird.
Zum Analogen: Der Begriff stammt aus dem altgriechischen und bedeutet so viel wie „entsprechend“ oder „gleichartig“. Wenn etwas zu einer Sache analog ist, so begleitet es die Sache, verfolgt die Bewegungen und Wendungen und entspricht somit der Sache. Nehmen wir ein analoges Medium wie die Schallplatte lässt sich feststellen das die Information in Materie gegossen in das Vinyl gepresst wurde. Die Schwingung der Membran der Lautsprecher ist analog zu dem elektrischen Signal welches analog zu der Schwingung der Abtastnadel ist welche analog zu den mikroskopischen Vertiefungen in der Schallplatte sind. Selbiges lässt sich über analoge Fotographie erkennen: chemische Reaktionen, ausgelöst durch Licht, das auf einen Film trifft, und die somit gebildete Molekülketten ergeben das Bild. Dieser Umstand ist das Zentrale Phänomen der Analogen Technik: Das Material wurde zur Information selbst. Eine fundamentale Erkenntnis. Man geht also davon aus, dass die reale physische Welt kontinuierlich ist und Ursache und Wirkung direkt aneinandergekoppelt und somit analog zueinander sind.
Dem entgegen tritt das Digitale: Der Begriff stammt ebenfalls ursprünglich aus dem altgriechischen und lässt sich als „Finger“ übersetzten. Finger sind die Grundlage der Mathematik und aus der einfachsten Form der Zählung wurden schließlich Zahlen. Im Englischen bedeutet „Digit“ so viel wie Ziffer, und „digital“ lässt sich zu numerisch übersetzen. Nehmen wir das Beispiel der Schallplatte und betrachten sein „digitales“ Pendant, dann wurde das Signal in einzelne Ziffern unterteilt und als Kette von Ziffern abgespeichert. Musik zerfällt zu Zahlen. Blicken wir auf die Fotographie: Anstelle der Moleküle tritt ein Sensor, oder etwas präziserer eine Vielzahl an Sensoren, die eine Helligkeit messen. Es handelt sich um Pixel mit Werten. Ohne auf die technischen Details einzugehen: Die Realität wurde numerisch beschrieben. Das Digitale handelt also von diskreten Werten. Das Kontinuierliche der Welt wird plötzlich geteilt.
Analoge Digitalität
Ich glaube das Analoge ist hiermit präzise definiert, da es eine physische Materialität wiedergibt, die ich nicht Infrage stellen kann. Das Digitale ist aber noch merkwürdig verschleiert, da es bisher nur ein Konzept ist und wir uns seiner Materialität noch nicht begriffen haben. Wenn wir an Digitaltechnik denken, schwebt einem meist ein konkretes Bild vor Augen. Ich nehme an die meisten denken bei Digital vor allem an Technologien, die mit dem Computer eine Verwandtschaft eingegangen haben. Die Verbindung liegt nahe, da der Computer nicht mehr und nicht weniger als eine Rechenmaschine darstellt und sich das Numerische berechnen lässt. Nach der bisher erfolgten Definition von Digital kann man jedoch gänzlich andere Thesen aufstellen: Noten auf Papier sind beispielsweise eine digitale Repräsentation von Musik. Diskrete klar definierte Werte aus denen sich die Musik ableiten lässt. Auch kann man wie einige Medienwissenschaftler argumentieren, dass bereits in der Steinzeit digital gearbeitet wurde: Mit einer Ansammlung von Kieselsteinen wurde eine Realität numerisch dargestellt. Die Welt in seinen Anordnungen zu zählen und schließlich darzustellen, bedeutet Digital.
All diese Betrachtungsweisen erachte ich als richtig. In dem Moment, in dem sich das Digitale materialisiert verschwindet der metaphysische Schleier. Anhand der Noten, der Steine und der Computer wird das Digitale greifbar. Jedoch möchte ich auch behaupten das in dem Moment der Materialisierung es nichts Digitales mehr gibt, sondern nur noch das Analoge verbleibt. Nehmen wir zum Beispiel eine CD dann stellt sie wie die Schallplatte eine Scheibe dar auf die Daten eingraviert wurden. Für sich genommen ist die CD ebenso analog wie die Schallplatte. Dasselbe würde auch für einen USB-Stick gelten in dem winzige Transistoren verbaut sind, die eine Spannung aushalten oder nicht und somit Daten widerspiegeln. Die physische Realität des Mediums entspricht der Information. Wie könnte es auch anders sein? Wir sind bei der Definition des Analogen angelangt. Diesen Umstand muss ich auch auf die Übertragung der Daten anwenden. So wie die Nadel eines Tonabnehmers die Bewegungen in einen elektrischen Strom umwandelt der analog zur eigentlichen Musik oszilliert tastet auch ein Laser eine CD ab und gibt die Daten als elektrische Spannung aus. In beiden Fällen wird das Medium abgetastet und in Form von Spannung analog zu dem, was in Materie gebrannt wurde, übertragen. Auch wenn das Numerische sich uns zunächst als Konzept erweist so ist seine Ausformulierung materiell. Ob Kiesel in der Steinzeit oder mikroskopische Erhebungen auf einer CD, in beiden Fällen sind Ziffern in Material gebrannt.
Diese Auflösung des metaphysischen des Digitalen erachte ich als einen fundamentalen Bruch, den wir eingehen müssen. Dazu ein weiteres Beispiel: Betrachten wir den Computer als Digitale Technologie so teilen wir ihn für gewöhnlich auf in Software und Hardware. Diese Aufteilung ist für uns so geläufig, dass wir sie in unserem Alltag eigentlich nie hinterfragen. Sofern wir aber davon ausgehen das dem Computer nichts Göttliches innewohnt, was ich nur als recht naheliegende Annahme werten kann, dann kommt man nicht an dieser Auseinandersetzung vorbei: Was ist eigentlich Software? Und hier gelangt man zu der folgenden Annahme: Die Software stellt eine Menge an Zuständen der Hardware dar. Die Milliarden Transistoren, die nur wenige Nanometer breit in den Prozessoren eingebrannt sind, können, je nachdem wie an welchen Stellen eine Spannung angelegt wird, eine noch viel größere Anzahl an möglichen Zuständen eingehen die eine kaum zu begreifend komplexes Muster an Spannungsänderungen als Output hervorbringt. Eben jener Ablauf an Zuständen in den ich den Computer versetzte bezeichnen wir als Software.
Wir existieren in einer materiellen Welt, in der jegliche Abläufe analog vonstatten gehen. Ursache und Wirkung sind aneinandergekoppelt. Das Analoge liegt der Materie zugrunde oder anders betrachtet ist es die Materie selbst. Das Digitale ist dabei ebenso materiell wie das Analoge und damit ist es ebenso analog in seiner Funktionsweise.
Digitale Analogie
Ich muss mich also mit der Ziffer selbst auseinandersetzen, um die letzte Teilung zwischen Analog und Digital zu dekonstruieren. Nicht gänzlich aus Spaß ließe sich Digitaltechnik und Analogtechnik in einen größeren Hut der Informationstechnologie stecken. Auch wenn das leider selten passiert und nur das Digitale in der Informationstechnik untergebracht wird so halte ich es an dieser Stelle für Unumgänglich auch das Analoge hier miteinzubeziehen. Schlussendlich handelt es sich um die Speicherung und Übertragung von Information, die Form sollte da wohl kein Ausschlusskriterium sein. Die Form ist viel eher ein Schlüssel in dieser Überlegung.
Wie ich in der Definition von Digital geschrieben habe, unterteilt das Digitale die kontinuierliche analoge Welt in diskrete Werte. Der Kontinuierliche Verlauf einer Sinuswelle wird zu einer einigermaßen langen Treppe an Werten, die zunächst steil verläuft, ehe sie abflacht und schließlich wieder herabgeht usw. Mit etwas Distanz fällt dieser Umstand nicht auf. Es wird somit gerne behauptet das Analoge besitzt einen unendlich hohen Informationsgehalt, während die Aufteilung des Kontinuierlichen in Werte, die zu verarbeiten sind, einen Verlust an Daten mit sich bringt. Ein gefährlicher Trugschluss aus einer Zeit der geringen Auflösung. Springen wir kurz zurück zu der Definition des Analogen: Das Analoge ist eine Nachahmung der Welt und die Materie wird zur Information selbst. Am Beispiel der analogen Fotographie wird es schließlich greifbar: Ausgelöst durch einfallendes Licht verändern sich die Molekülketten auf dem Film und ergeben ein sichtbares Bild. Im Digitalen jedoch wird das Bild gerastert und in Pixel unterteilt, die schließlich Helligkeitswerte messen. Welch analoge digitale Funktionsweisen. Ob Molekülkette oder Pixel, in beiden Fällen ist das Bild in diskrete Werte unterteilt. Das Molekül ist der Pixel des „Analogen“. In einer Zeit in der digitale Fotographie eine noch vielfach geringere Auflösung hatte erscheint diese Trennung gewissenhaft, wenn wir uns jedoch vor Augen führen, dass diese Hierarchie umgekehrt wurde und der Pixel auf einem digitalen Bildsensor inzwischen um ein Vielfach kleiner ist als ein Filmkorn und sich entsprechend die Achse der Auflösung umgekehrt hat so findet auch eine Auflösung der beiden Welten statt. Der analoge Film ist plötzlich digitaler, da er weniger diskrete Werte besitzt und der digitale Film ist analoger da er aufgrund der höheren Anzahl an diskreten Werten kontinuierlicher erscheint. Digitale Technologie entwickelt sich mit einer Geschwindigkeit, in der es nur wenige Jahre gebraucht hat, um die Auflösung des „Digitalen“ über die Auflösung des „Analogen“ zu treiben und somit analoger zur physischen Welt zu sein als das „Analoge“. Dieser Umstand ist eigenartig neu insbesondere da sich diese Entwicklung stetig fortsetzt.
Bevor ich versuche ein neues Modell zu entwerfen eine letzte Überlegung zu der Auflösung des Analogen bzw. zu dem kontinuierlichen des Digitalen: Die Vorstellung das Universum und unsere physische Welt wäre kontinuierlich und damit ein fugenloses Kontinuum ist nur schwer haltbar. Wie die Physik uns offenbart hat, lässt sich die Welt in kleinste Teile zerlegen. Konkret existiert ein kleinstes Wirkungsquantum, die Planck-Konstante h, die eine fundamentale Naturkonstante darstellt und der Quantenphysik ihren Namen gegeben hat. Daraus folgt, dass nicht nur der Film eine Bildwiederholungsrate hat und das Bild gerastert ist, sondern ebenso Raum und Zeit sich in einem Raster befinden. Das Universum hat eine kleinste Raumeinheit und eine kleinste Zeiteinheit. So wie sich die Bildschirme diskret neu laden existiert in der Betrachtung der Physik ebenso eine Bildwiederholrate des Universums. Das Kontinuierliche existiert nicht. Die starren Bilder, die das Universum zeichnet, liegen schlicht außerhalb unserer Wahrnehmung, so wie die Pixel in der steigenden Auflösung der Bildschirme verschwinden. Die mikroskopische Welt könnte man also als fundamental digital auffassen und die Aussage treffen, dass das „Digitale“ der Welt zugrunde liegt, nicht das „Analoge“. Das Material ist die Information selbst, doch das Material ist digital. Kann der Umstand, dass sich eine Realität präzise mathematisch fassen lässt, möglicherweise ein Beleg sein? Man gelangt unweigerlich an den Punkt, an dem man sich die Frage Stelle muss, ob jegliche Konzepte über ihre materielle Kondensation hinaus wirkmächtig sind. Mathematik wird gerne als vollständig abstrakte Disziplin dargestellt. Der neue Materialismus, der dem Digitalen hier nun angehängt wurde, führt aber dazu, dass der materielle Ablauf des Digitalen Mathematik widerspiegelt. Digital stammt ursprünglich aus dem altgriechischen und lässt sich als „Finger“ übersetzten. Finger sind die Grundlage der Mathematik und aus der einfachsten Form der Zählung wurden schließlich Zahlen. Die physiologischen zehn Finger ergaben das Dezimalsystem und wurden durch Transistoren die nur zwei Zustände kennen und das Binärsystem ersetzt. Der Mathematik hat seit jeher eine physikalische Realität zugrunde gelegen an dessen Umstand sich nichts verändert hat. Das Medium der Mathematik ist nur ein anderes geworden. Das Digitale Medium oder man möge an dieser Stelle sagen das mathematische Medium ist ein Analoges.
Metaphysik des Digitalen
Ich bin an dem Moment angelangt, in dem das Digitale in seinen physischen Abläufen ebenso analog funktioniert wie das Analoge und das Analoge ebenso aus digitalen Werten besteht wie das Digitale. Doch habe ich geschrieben das die Form der Information ein Schlüssel in dieser Überlegung darstellt. So sehr mir die Dichotomie der beiden Logiken missfällt muss ich gestehen, dass es Unterschiede in den Funktionsweisen gibt. Welche Differenz lässt sich also formulieren?
Der Computer stellt eine Rechenmaschine dar. Nicht mehr und nicht weniger. So wenig man als Nutzer davon mitbekommt und so sehr die Prozesse verschleiert sind, da niemand sie vollständig zu ergründen vermag, ist der sinnliche mediale Output, der generiert wird, dennoch schlicht Ergebnis einer massiven Rechnung. Ein Umstand der in der Analogtechnik nicht gegeben ist. Beide Techniken verarbeiten und speichern Informationen jedoch unterscheidet sich die Repräsentation der Information selbst und damit unterscheidet sich auch die Möglichkeit der Verarbeitung und Speicherung. Das die Möglichkeiten der Informationsverarbeitung im Digitalen durch die Rechenmaschine, den Computer, unermesslich vielfältiger sind als im Analogen soll hier jedoch nicht Gegenstand werden. Man bedenke jedoch das hierin die wahrgenommene Teilung der Welt erfolgt. Das Analoge ist das Unmittelbare. Man könnte sagen das Analoge ist die Sache selbst. Sinnlichkeit ist dem Analogen immanent. Das Digitale dagegen jedoch wirkt transzendent. Die Sache muss dem Digitalen erst entspringen und in seiner mathematischen Darreichungsform scheint es die physische Welt zu übersteigen. Ich sprach von einem metaphysischen Schleier, der das Digitale bedeckt den ich hier nun zu definieren vermag. Das Digitale stellt in meiner Wahrnehmung unserer Kultur eine Metaphysik dar, während das Analoge der Welt zu Grunde liegt. Eine weitere Präzession ist von Nöten: Ich behaupte nicht, dass das Digitale metaphysisch ist, es wird jedoch in unserer Gesellschaft so behandelt und dargestellt. Ist man einmal durch dieses Wurmloch gekrochen eröffnet sich einem eine gänzlich neue Betrachtungsweise unserer Technologien.
Ergebnis
Ich habe nun also dargelegt, inwiefern das Digitale ebenso analog arbeitet wie das Analoge, als auch inwiefern das Analoge digital ist. Die physischen Bewegungen des Analogen treffen ebenso auf das Digitale zu und die Analoge Welt lässt sich ebenso in digitale Werte zerlegen. Die Form der Information und deren Verwertbarkeit machen dementsprechend einen Unterschied. Das Analoge ist immanent, während das Digitale transzendent erscheint, da die Information seiner Form erst entspringt und das Digitale somit metaphysisch wirkt. Ich denke das daher auch eine Faszination für das Digitale strömt, da es eine Körperlosigkeit vermittelt. Künstliche Intelligenz als körperloses Bewusstsein und Virtuelle Realitäten als körperlose Realitäten in denen man sich seiner physischen Existenz entsagen kann. Offensichtlich eine weitere Form des Eskapismus. An dieser Stelle muss ich hinzufügen, dass unsere Wahrnehmung von digitalen Technologien massiv durch Unternehmen konstruiert wurde und diese Prägung kapitalistischen Interessen gefolgt hat. Das metaphysische Bild ist damit kein zufälliges Produkt. Da wir dieses aber nun dekonstruiert haben: Welche Möglichkeiten ergeben sich also aus unserem neuen Verständnis der geteilten physischen Welt?
Zunächst einmal muss aus der Dichotomie ein Dualismus formuliert werden mit dem begriffen wird, dass es sich um ein und dieselbe Sache handelt. So wie wir Teilchen und Wellen betrachten müsse wir auch das Digitale und Analoge betrachten. Als dasselbe Phänomen das je nach Anwendung sich dem einen Modell bedient oder jenem anderen. Unsere Technologien sind also niemals nur analog oder nur digital, sondern stets beides zugleich. Diese Auffassung, die es erst zu absorbieren gilt, hat bisher zwei Effekte: Zunächst erlangt das Digitale eine neue Sinnlichkeit, die dieser Welt zuvor nur schwer zuzuschreiben war, da das Digitale nun eine analoge Materialität bildet. Digitale Technologien erhalten plötzlich eine viel greifbarere Präsenz die nach anderen, wenn nicht sogar neuen Kriterien bewertet werden muss. Aus der anderen Perspektive erlangt das Analoge eine digitale Materialität, in der wir uns immanent bewegen. Damit erlangt auch Digitalität Immanenz. Wohin dieser Dualismus schließlich führen wird, muss jedoch noch erdacht werden.