SIMON LANG

FAKED AND ORGANIZED DENIAL OF REALITY

Das Eigentum der CyberCities

Wird der öffentliche Raum durch das Metaversum abgeschafft?

Eine Reihe von Phänomenen ist für diesen Text verantwortlich:

1. Der öffentliche Raum in der physischen Stadt wird immer weiter zurückgedrängt.

2. Der virtuelle Raum, das Internet, stellt einen öffentlichen Raum dar, vergleichbar dem der physischen Stadt.

3. Das Internet und die Zukunft des Internets – das Metaversum – liegen in privater Hand.

4. Der physische und der virtuelle Raum bedingen sich Gegenseitig.

Aus diesen Tatsachen heraus welche ich im Folgenden darlegen werde, ergibt sich schließlich die Frage: Wird der öffentliche Raum durch das Metaversum abgeschafft?

Um zu verstehen, wie sich der virtuelle Raum in den letzten Jahrzehnten ausformuliert hat und wie eine womögliche Zukunft des Internets aussehen könnte, möchte ich dieser Frage anhand eines bekannten Cyberpunk / Science-Fiction Romans nachgehen, und anhand der darin formulierten Stadt die Entwicklungen unserer Gegenwart aufzeigen.

Snow Crash

Die Stadt, mit welcher ich mich dazu nun im Folgenden beschäftige, entstammt aus dem Cyberpunk / Science-Fiction Roman Snow Crash, geschrieben von Neal Stephenson, erstmals verlegt im Jahr 1992. Snow Crash spielt hierbei in einem Amerika der Zukunft, genauer gesagt im L.A. der Zukunft und porträtiert eine ad absurdum geführte westliche Gesellschaft welche durch Ungleichheit, Konkurrenz, Hyperinflation, Rücksichtslosigkeit und vollständiger Privatisierung geprägt ist, und hatte insbesondere in jüngster Vergangenheit einen immensen Einfluss auf die Weiterentwicklung des Internets. Bevor ich jedoch auf die Architektur der Stadt und ihren virtuellen Zwilling eingehe, muss zunächst ihre Bevölkerung verstanden werden. Einer der zentralen Wirtschafträger in Snow Crash stellt hierbei der „Auslieferator“ dar, welcher mittels High-Tech Ausrüstung dem ultimativen Dienstleistungsversprechen nachzukommen hat, eine Pizza innerhalb von 30 Minuten auszuliefern. Der Protagonist der Handlung, Hiro Protagonist, gehört zu eben jener Berufsgruppe. „Warum der Auslieferator derartig ausgerüstet ist? Weil sich die Leute auf ihn verlassen, Er ist eine fahrende Zielscheibe.“. [3 S.8] Reine Konkurrenz wie sie klassischerweise den Kapitalismus antreibt reicht in dieser Welt nicht mehr aus: „Weil es etwas hat, wenn man sein Leben aufs Spiel setzt. […]. Andere Menschen, […] die ganze Palette sinnloser Jobs, die das Leben in Amerika ausmachen, andere Menschen verlassen sich einfach auf die gute alte Konkurrenz.“. [3 S.12] Die USA allgemein werden dabei wie folgt zusammengefasst: „Dies ist Amerika. Die Leute tun, wonach ihnen Scheiße noch mal eben gerade zumute ist, haben Sie was dagegen? Weil sie das Recht dazu haben. Und weil sie Waffen haben und es ihnen niemand verbieten kann.“. [3 S.8] Eben jener „Anarcho“-Kapitalistische Umstand führt schließlich zu einer der schlechtesten Volkswirtschaften der Welt. Physische Arbeit wird weitestgehend im Ausland erbracht. „Nach alldem gibt es nur vier Dinge, die wir (Amerika) besser als alle anderen können: Musik, Filme, Mikrocode (Software), schnellstmögliche Pizzalieferung frei Haus.“. [3 S.9]

Aus dieser Grundmentalität entspinnt sich nun eine Handlung, welche zwischen der physischen Welt und dem Virtuellen hin und her mäandert und dabei der These „der Ursprung des Bewusstseins durch den Zusammenbruch der bikameralen Psyche“ von Julian Jaynes nachgeht und in dieser informationstechnologisch aufgeladenen Welt verarbeitet. Eben jene wahnwitzige Idee behalte ich mir jedoch für eine andere Arbeit vor, denn hier soll es ausschließlich um die CyberCity in Snow Crash gehen, ihrer Architektur und inwiefern diese den öffentlichen Raum aufzulösen vermag. So werfen wir einen Blick auf die Stadt selbst:

Zum einen existiert hier nun die physische Stadt, welche durch diverse private Unternehmen konstruiert wird. Straßen werden beispielsweise durch diverse Firmen in Konkurrenz errichtet „Nicht genügend Straßen für die vielen Menschen. Fairlanes Inc. baut ständig neue. Dazu müssen sie eine Menge Stadtviertel plattwalzen.“. [3 S.13] Zudem leidet die Stadt an Überbevölkerung, entsprechend entbrennen diverse Raumkonflikte. Der Protagonist der Handlung lebt dem zufolge in einem geteilten Lagerhaus: „Hiro Protagonist und Vitaly Tschernobyl, Zimmergenosse, kühlen sich in ihrem Zuhause ab, einem geräumigen 20 x 30 in einem „U-Stor-It“ Lagerhaus in Ingelwood, Kalifornien. Das Zimmer verfügt über einen betonierten Boden, Wellblechwände, […], und dies ist ein herausragendes Zeichen von Luxus – eine Stahltür zum Hochrollen […].“.[3 S.27] Parallel dazu existieren jedoch auch gänzlich private und luxuriösere Viertel, einer hoch-skalierten „Gated-Community“ gleich: „Eine Burbklave dagegen, da kann man leben. Ein Stadt-Staat mit eigener Verfassung, einer Grenze, Gesetzen, Polizisten, allem.“. [3 S.13] Der Staat Kalifornien hat sich hierbei weitestgehend aus dem öffentlichen Leben zurückgezogen. Staatliche Institutionen wurden abgeschafft bzw. durch private Unternehmen ersetzt: „MetaCops GmbH sind die offiziellen Gesetzeshüter von White Columns, ebenso von The Mews in Windsor Heights, […].“.[3 S.57] Aus diesem Umstand heraus werden auch rassistische Strukturen neu belebt: „Er bringt sie bis zum Eingang der nächsten Burbklave, White Columns. Ausgesprochen südstaatenmäßig, traditionalistisch, eine der Apartheid-Burbklaven. Großes verziertes Schild über dem Haupteingang: NUR FÜR WEISSE. FARBIGE MÜSSEN SICH ANMELDEN.“. [3 S.43] Nur das FBI verbleibt in dieser Welt als Überrest staatlicher Kontrollorgane, verstrickt sich jedoch in kafkaesken Bürokratieschleifen: „Und jeden Tag, wenn sie es aufruft, warten stapelweise Rundschreiben auf sie, die neuen Vorschriften und Änderungen der Vorschriften enthalten […].“.[3 S.330] Zuletzt leidet die Stadt unter einer extremen Ungleichheit und Hyperinflation: „Obdachlose schieben Einkaufswagen vor sich her, in denen sich haushoch Millionen- und Milliardendollarscheine türmen, die sie aus Abwasserkanälen zusammengekratzt haben.“. [3 S.121] Aus dieser Realität ergibt sich nun der Umstand, dass privates Eigentum bestmöglich geschützt werden soll. Seien es die Infrastrukturen der einzelnen Firmen, die unzähligen Stadt-Staaten oder eben „Franchise“, welche das Stadtbild prägen. Vor allem Daten über Personen dienen als Kontrollinstrument der privaten Unternehmen. So weiß beispielsweise der Auftraggeber des „Auslieferator“, in Snow Crash die Mafia, bzw. das Neu-Sizilien Franchise, alles über ihre Angestellten: „Damit ist er jetzt in ihrer Datenbank gespeichert – Netzhautmuster, DNS, Stimmdiagramm, Fingerabdrücke, Fußabdrücke, Handabdrücke, Handgelenkabdrücke, jeden Scheißteil seines Körpers mit Runzeln haben diese Dreckskerle in Tinte getaucht und einen Abdruck gemacht und digital im Computer gespeichert.“. [3 S.13] Gleiches gilt auch für die privatisierte Polizei: „Der Cowboy hinter dem Tresen richtet einen Scanner auf Y.T. und zappt ihren Streifencode. Hunderte Seiten über Y.T.s Privatleben zoomen auf einen Monitor.“. [3 S.64]

Neben der materiellen, physischen Stadt in Snow Crash existiert zudem noch eine virtuelle Parallelstadt. Eben jener immaterielle Zwilling wurde durch Neil Stephenson erstmalig als das „Metaversum“ getauft. Das Metaversum stellt hierbei eine rein computergraphisch generierte Welt dar, welche auf eine Brille des Eintauchenden projiziert wird: „Unter Verwendung elektronischer Spiegel im Inneren des Computers wird dieser (Laser-)Strahl vielfach auf Hiros Brillengläser hin und her gebrochen, etwa so, wie der Elektrodenstrahl in einem Fernseher die innere Oberfläche der Bildröhre bemalt. Das resultierende Bild hängt vor Hiros Vision der Wirklichkeit im Raum.“. [3 S.33] Der Computer ist zwar der Generator dieser Wirklichkeit, jedoch selbst recht unscheinbar: „Der Computer ist ein konturloser schwarzer Kasten.“. [3 S.32] Die Kraft der Immersion wird wie folgt beschrieben: „Deshalb ist Hiro eigentlich gar nicht hier. Er befindet sich in einem computergenerierten Universum, das der Computer auf seine Brille zeichnet und in seine Kopfhörer pumpt. […]. Es ist Klassen besser als das beschissene U-Stor-It:“. [3 S.33] Über das weltweite Glasfasernetz, welches dem Antagonisten der Handlung gehört verbinden sich somit die virtuellen Welten der Einzelnen zu einer geteilten Realität. Auch wenn das Metaversum in seinen Wirkungsmechanismen nicht identisch zur physischen Welt funktioniert, so erkennen wir diverse Parallelen: „Hiro nähert sich der Straße, Sie ist der Broadway, die Champs-Élysées des Metaversums.“. [3 S.33] Der virtuelle Raum wird hier als (ebenfalls) dreidimensionales Abbild einer Stadt beschrieben, welche gezielt als Metapher zum physischen Raum fungieren soll: „Man kann nicht einfach irgendwo im Metaversum materialisieren, […]. Das wäre verwirrend und ärgerlich für die Leute um einen herum. Es würde die Metapher zunichte machen.“. [3 S.48] Auch die Interaktion zwischen einzelnen Akteuren im Metaversum ist aus der realen Welt entnommen. Hierfür wurde erstmalig der Begriff „Avatar“ verwendet: „Die Menschen sind Softwareteile, die man Avatar nennt. Es handelt sich um audiovisuelle Körper, die Menschen benutzen, um im Metaversum miteinander zu kommunizieren.“. [3 S.47] Selbst Datenpakete werden im Metaversum durch eine „physische“ Metapher dargestellt: „Die Hypercard ist eine Art Avatar. Sie dient im Metaversum dazu, eine Gruppe von Daten zu repräsentieren. Dabei kann es sich um Text, Audio, Video, ein Standbild handeln, oder um jede andere Information, die digitalisiert werden kann.“. [3 S.55] Der virtuelle Zwilling der physischen Realität hat so jedoch auch mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Auch das Metaversum wird beispielsweise durch diverse private Unternehmen geprägt: „Die Abmessungen der Straße sind durch ein Programm festgelegt und werden von […] der Globalen Multimedia-Programmiergruppe der Firma „Computing Machinery“ herausgehämmert.“. [3 S.33] Zudem leidet durch die starke Analogie, auch der virtuelle Raum an Überbevölkerung: „Das ergibt etwa sechzig Millionen Menschen, die sich zu jedem beliebigen Zeitpunkt auf der Straße aufhalten können, […] Darum ist dieser verdammte Ort so überbevölkert“. [3 S.36] Neben dem „öffentlichen Raum“ der sich weitestgehend auf den Broadway beschränkt, können in privaten Vierteln jedoch auch physikalische Gesetze gebrochen werden: „Bauunternehmer können ihre eigenen kleinen Nebenstraßen bauen, die von der Hauptstraße abzweigen. Sie können Häuser, Parks, Schilder und auch Sachen erschaffen, die in der Wirklichkeit nicht existieren, zum Beispiel gigantische oben schwebende Light Shows, spezielle Viertel, wo die Gesetze des dreidimensionalen Raum/Zeit-Gefüges ignoriert werden, […].“.[3 S.34]

Eine Dystopie

Müssen wir Snow Crash nun als Utopie oder Dystopie verstehen? Es scheint etwas absurd, jedoch existieren hierüber gegensätzliche Ansichten. Für den Autor scheint die Angelegenheit jedoch klar zu sein: Neil Stephenson betrachtet sein Werk als Cyberpunk Roman, und sofern wir die Genre-Grenzen berücksichtigen, stellt dieser Zweig der Science-Fiction den Dystopischen dar. Einer der zentralen Themen ist die Kritik am neoliberalen Bild des Staates, und der damit einhergehenden Ideologie: Ein Lieferkurier, der die individuellen Wünsche der Kunden überbringt, wird zu einer fahrenden Zielscheibe. Kommt er seinem Lieferversprechen nicht nach, wird er als Mensch praktisch wertlos: „Der Auslieferator steht zu seinem Wort – die Pizza binnen dreißig Minuten, sonst können Sie sie umsonst haben, den Fahrer erschießen, sein Auto nehmen und eine Schadenersatzklage einreichen.“. [3 S.9] Aus einer vermeidlich harmlosen Dienstleistungsgesellschaft wird somit eine selbstsüchtige und selbstzerstörerische Gesellschaft. Gleichzeitig verbirgt sich hier auch eine Kritik an einer nur noch durch Justiz regierten Bevölkerung: Aufgrund der absoluten Privatisierung existieren keine Gesetze welche flächendeckend regulierend wirken könnten, dem entgegen wird jedoch ständig in alle Richtungen irgendwer aufgrund von vermeidlich völlig banalen Angelegenheiten verklagt. Auch nationale Abkommen existieren noch, sind jedoch so klein skaliert, dass ein jeder den Überblick verliert. Eine weitere Kritik richtet sich gegen eine zunehmende Globalisierung, welche ebenfalls nur durch kapitalistische Motive angetrieben wird, aber in der Realität zu keiner Zunahme des Wohlstandes führt: „[...] nachdem die Unsichtbare Hand sämtliche historische Ungerechtigkeiten ausgeglichen und zu einer breiten globalen Schicht von etwas verschmiert hat, das ein pakistanischer Ziegelbrenner wahrscheinlich als Wohlstand bezeichnen würde, […]“.[3 S.9] Einer der vermutlich bedeutendsten Rollen spielt jedoch vermutlich die privatisierte Infrastruktur. Diese hat zwar theoretisch noch die Funktion als Infrastruktur, ist jedoch aufgrund kapitalistischer Interessen nahezu unbrauchbar: „Schließlich kaufte eine große Baugesellschaft die ganze Kreuzung und machte daraus ein riesiges Autoeinkaufszentrum. Jetzt führen die Straßen einfach nur in ein Parksystem – kein Parkplatz, keine Garage, sondern ein System – und verlieren ihre Identität.“. [3 S.14] Die Kritik an privater Infrastruktur wird aber auch auf digitaler Ebene sichtbar, so stellt der Besitzer des globalen Glasfasernetzes den Antagonisten der Handlung dar, welcher durch sein globales Agieren den „nationalen“ Regulationen zu entfliehen versucht: „Wissen Sie, mit anzusehen, wie Gesetzgeber von Regierungen versuchen, mit der Welt Schritt zu halten, ist mein Lieblingssport.“. [3 S.136] Die Macht, die sich demnach in dieser Person versammelt bringt er zudem offen zum Ausdruck: „Das gesamte Fernsehen, das zu Zuschauern in der gesamten Welt gesendet wird, geht über mich. […]. Das Metaversum – die gesamte Straße – existiert nur durch ein Network, das ich besitze und kontrolliere. […] Ich habe diesen Planeten so gut wie in der Tasche.“. [3 S.137]

Snow Crash stellt somit einen archetypischen Cyberpunk Roman dar, welcher die gesellschaftlichen und vor allem medialen und wirtschaftlichen Entwicklungen des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts aufgreift und in einer hochskalierten, dystopischen Welt wiedergibt: Der Staat hat sich aufgrund der neoliberalen Politik selbst abgeschafft. Die Freiheit Amerikas mündet in einer selbstzerstörerischen und rücksichtslosen Gesellschaft. Private Infrastrukturen werden aufgrund kapitalistischer Interessen ineffizient und nahezu unbrauchbar. Und einzelne private Unternehmer verfügen über eine allumfassende Macht, welche erst durch Netzwerkeffekte und das Metaversum möglich gemacht wurde. Projizieren wir diese Welt auf unsere gegebene Realität erkennen wir eindrückliche Parallelen.

Privatisierung

Sybille Bauriedl und Anke Strüver halten in „Smart City – Kritische Perspektiven auf die Digitalisierung in Städten“ fest, dass der Ausbau digitaler Infrastrukturen im Rahmen der unternehmerischen Stadtpolitik die Privatisierung öffentlicher Aufgaben befördere und damit das Outsourcing von Tätigkeiten, für die zuvor öffentliche Instanzen zuständig waren an private Akteure abgebe.[1] So wurde beispielsweise in Deutschland durch die Postreform II im Jahr 1994 die digitalen Netze an private Aktiengesellschaften überführt und schafft dadurch eine Realität welche zwei Jahre zuvor in Snow Crash noch als Dystopie beschrieben wurde. [7] Des Weiteren findet in den meisten Städten der Ausbau von Wifi Infrastrukturen statt, welche durch IT-Dienstleister vergleichsweise günstig umgesetzt werden, in der Erwartung auf Datenmonopolisierung. [1] Zwar bewegen sich die privatisierten Netzwerkinfrastrukturen noch auf nationaler Ebene und haben noch nicht den Zustand eines singulären globalen Netzes erreicht, doch arbeiten bereits heute private Akteure seit geraumer Zeit an eben solchen Systemen. Das Projekt Starlink der Firma SpaceX, welches einen Internetzugang per Satellit verspricht, gehört dabei zu den am weitesten fortgeschrittensten Projekten dieser Art und ist damit nach aktuellem Stand (März 2022) bereits in 22 Ländern verfügbar. [8] Neben den digitalen Infrastrukturen erleben wir jedoch auch eine zunehmende Privatisierung von Verkehrsinfrastrukturen wie sie auch in Snow Crash beschrieben wird. Insbesondere in Nord-Amerika, Asien, Afrika und Latein-Amerika wird der öffentliche Straßenbau an private Firmen abgegeben, da den Regierungen hierfür die finanziellen Mittel fehlen. [15] Dasselbe lässt sich jedoch auch in Europa beobachten, so wurde beispielsweise in Deutschland im selben Jahr der Postreform II auch die Schieneninfrastruktur und der Schienenverkehr durch das Eisenbahnneuordnungsgesetz privatisiert in der Hoffnung auf einen günstigeren und effizienteren Betrieb. [16]

Einen vergleichbaren Trend in Richtung Privatisierung erleben wir gegenwärtig auch auf dem Wohnungsmarkt. Während in Deutschland vermehrt Wohnungen aus öffentlicher Hand an Private verkauft werden, aufgrund monetärer Bedürfnisse der Kommunen, [17] findet in den USA seit geraumer Zeit ein Trend in Richtung „Gated Community“ statt. Solche Städte in der Stadt verfügen über eigene Straßen- und Telekommunikationsinfrastrukturen, sowie Sicherheitssysteme, Kitas, Schulen oder Freizeitangebote und sind dabei gänzlich privatisiert. [15] Ein Konzept, welches die Fiktion in Snow Crash erreicht oder eventuell sogar überholt stellen sogenannte „Blockchain-Citys“ dar, welche von Unternehmen designt, gebaut und per Blockchain verwaltet werden sollen. In solchen urbanen Komplexen, die sich materiell auf nationalen Gebieten konstruieren, ist geplant auch die Judikative an private Akteure abzugeben. Demnach könnten sich innerhalb von Staaten gänzlich Autonome und durch Digitalisierung selbstverwaltete Zonen ergeben. Im US-Staat Nevada soll noch im Jahr 2022 die Grundsteinlegung einer solchen „Blockchain-City“ erfolgen. [14]

Die in Snow Crash beschriebene zunehmende Ungleichheit in materieller, monetärer, technischer und kultureller Perspektive durch vorangetriebene Privatisierung stellt hierbei nur eine der realen Auswirkungen dar. Sybille Bauriedl und Anke Strüver stellen fest, dass hingegen der Erwartung, dass durch die Digitalisierung der ländliche Raum suburbanisiert werde, sich viel eher Metropolen weiterhin verdichten. Grund hierfür stellt eine Telekommunikations- und IT-Infrastruktur dar, welche durch Private bevorzugt im urbanen Raum ausgebaut wurde, da hier durch vergleichsweise geringe Investitionskosten eine hohe Zahl an potenziellen Kunden erreicht werden kann. Im Kontrast dazu wurde der ländliche Raum ignoriert und läuft Gefahr technologisch abgehängt zu werden. [1] Zwar existiert im Virtuellen keine Distanz wie sie den physischen Raum zu trennen vermag, doch muss erst eben jenes digitale Wurmloch in Form von Glasfaser aufwendig den physischen Raum durchschneiden, um die Distanz zum Kollabieren zu bringen. Welch ein absurdes Unterfangen eine solche Verlegung darstellen kann, hält Neil Stephenson in seinem Essay „Mother Earth Mother Board“ fest welcher den Bau des bis dato längsten Seekabel von England bis Japan begleitet. [6] Des Weiteren ist der urbane Raum von einem Digitalen Layer eingekleidet, welcher eine virtuelle Grenze im physischen Raum zieht und damit vor allem den Stadtzentren Möglichkeiten bietet, welche im ländlichen Raum nicht zu realisieren wären.[1] Fassen wir bis hierher zusammen so erkennen wir, dass der physische Raum und öffentliche Infrastrukturen, und damit der öffentliche Raum im Allgemeinen zunehmen durch private Unternehmen kontrolliert wird und sich damit stückchenweise der in Snow Crash beschriebene Dystopie annähert.

Nun möchte ich den Sprung in die Leere, in das Metaversum wagen, um die bedeutsamste Deckung aus Fiktion und Realität zu begreifen. Snow Crash hat diverse entscheidende Entwicklungen des zu Ende gehenden 20. Jahrhunderts erkannt und aufgegriffen um sie in einem Zukunft-Szenario als Gegenwartssatire zu verarbeiten. Vieles davon hat seinen Weg in die Realität gefunden, doch ist es insbesondere der beschrieben virtuelle Raum, der immaterielle Zwilling der Stadt, welcher nicht nur eine Entwicklung beschrieben, sondern viel mehr selbst geprägt hat. Nachdem durch William Gibsons „Neuromancer“ die Vorstellung des „Cyberspace“ als eine Art digitalen „Raum“ weltweit Bekanntheit erlangte, wurde durch Snow Crash eben jene Fiktion zum Metaversum ausgeschmückt und diente seitdem diversen Tech-Konzernen als Vorbild, wenn es um die Architektur der Virtualität geht. Der ehemalige Chief Technology Officer von Microsoft J. Allard bezeichnet so Snow Crash als sein zentrales Vorbild bei der Entwicklung der Xbox, einer der kommerziell erfolgreichsten Spielekonsolen. [9] Ähnliche Aussagen verfasste zudem bisher Jeff Bezos, der CEO von Amazon, dem aktuell wertvollsten Unternehmen der Welt, und reichste Person der Welt. Es sei angemerkt, dass Neil Stephenson einmal für Blue Origin, Jeff Bezos Weltraumfahrtunternehmen, als „Futurologe“ gearbeitet hat, jedoch kündigte, nachdem das Unternehmen einen zunehmend konventionelleren Ansatz verfolgte. [18] Des Weiteren soll auch den Entwickler von Google Earth Snow Crash als Inspirationsgrundlage gedient haben. [12] Neben dem wird jedoch in jüngster Vergangenheit vornehmlich der Begriff „Metaversum“ und die damit einhergehende Konzeption zunehmend von seiner Quelle entkoppelt und unabhängig von Snow Crash zu einem geflügelten Begriff. [11] Einen immensen Einfluss auf diese Entwicklung hatte so Matthew Balls Essay „The Metaverse: What it is, Where to find it, and who will build it“ aus dem Jahr 2020 welcher für Mitarbeiter des damaligen Konzerns Facebook zur Pflichtlektüre wurde. [19] [5] Denn ein Jahr später hat sich eben jener Konzern in „Meta“ umbenannt und das Zeitalter des Metaversums ausgerufen. Werfen wir einen Blick in eben jenen Essay so stellen wir fest, dass die hier dargelegte Konzeption des Metaversums in vielerlei Hinsicht der virtuellen Welt aus Snow Crash entspricht: Matthew Ball stellt hierbei sieben zentrale Attribute auf:

1. Be persistent.

2. Be synchronous and live.

3. Be without any cap to concurrent users, while also providing each user with an individual sense of “presence”.

4. Be a fully functioning economy.

5. Be an experience that spans.

6. Offer unprecedented interoperability.

7. Created and operated by an incredibly wide range of contributors.

Innerhalb des Essays wird jedoch auch deutlich, dass sich die exakten Vorstellungen des Metaversums zum einen teilweise unterscheiden, zum anderen vor allem die Wirkungsweise und Funktion des Metaversums entscheidend sind, weniger die exakte graphische Ausformung: „While each of these analogies (A “virtual space”, A game, A virtual theme park, etc.) is likely to be a part of the Metaverse, they aren’t actually the Metaverse.” Wir müssen somit vornehmlich das System Metaversum begreifen, und weniger das virtuelle Abbild, das dieses System generiert. Klar ist jedoch, dass bereits heute ein virtueller urbaner Raum existiert, in welchem sich ein zunehmend größerer Teil der Weltbevölkerung fortbewegt. Die geballte Macht und Visionskraft der großen IT-Unternehmen wird zudem versuchen diese Entwicklung weiter voranzutreiben. Die virtuelle Zwillingsstadt, welche von Neil Stephenson ausformuliert wurde, befindet sich somit aktuell unter Konstruktion – erste Gebäude welche allmählich zu Vierteln verschmelzen wurden bereits erbaut.

Der öffentliche Raum

Haben wir nun verstanden, dass das Metaversum aus Snow Crash zunehmend Realität wird, so eigenartiger wird der Umstand, dass es sich um einen virtuellen Raum handelt, welcher ausschließlich von privaten Unternehmen konstruiert wird. Wie bereits dargelegt befindet sich der öffentliche Raum seit einiger Zeit in einem Spannungsfeld zwischen öffentlicher und privater Hand. Entscheidend ist hierbei genau diese Entwicklung zugunsten der Unternehmen welche vermehrt Infrastrukturen und Wohnraum übernehmen. Stellt das Metaversum somit einen Abschluss dieser Entwicklung dar? Die Telekommunikationsnetze – das physische Internet – wurde privatisiert. Die wahrgenommenen Tatsachen der Individuen finden nur noch im virtuellen Raum statt, welcher niemals öffentlich war. Der physische Überrest verbleibt zwischen dem Beton einer Immobiliengesellschaft. Der öffentliche Raum wurde abgeschafft?

Zunächst muss dafür ein Blick auf das durch Plattform-Ökonomie kreierte digitale Layer im urbanen Raum geworfen werden: Zu Beginn der Entwicklung in Richtung Metaversum steht schließlich nicht die Auflösung des öffentlichen Raums, sondern der durch physische Vereinnahmung und durch digitale Services neu geordnete Raum. „Die Mehrheit der Stadtbevölkerung profitiert mittlerweile von der Nutzung digitaler städtischer Infrastrukturen, insbesondere durch Smartphone-Apps, die die Orientierung (Google maps etc.) und Mobilität (Uber, Car2go, Call a bike etc.) erleichtern, Übernachtungsmöglichkeiten vermitteln (booking.com, Airbnb etc.), Onlineshopping anbieten (Amazon, Zalando etc.) oder bei der Suche nach Sozialkontakten helfen (Parship, Grindr, Facebook etc.) – und die die Raumnutzung in Städten stark verändert haben.“. [1] Diese Services und Infrastrukturen sorgen somit für eine Wandlung des „Space of Places“ welcher durch Zufälligkeit und spontane Begegnung geprägt ist hin zu einem „Space of Flows“ welcher den physischen Raum zu überbrücken vermag. „Cities do not disappear in the virtual networks. But they are transformed by the interface between electronic communication and physical interaction, by the combination of networks and places.”. [4] Neben der virtuellen Komponente, durch Apps, standortbezogenen Services, Geoblocking etc. und der damit einhergehenden veränderten Raumnutzung dringen Unternehmen durch eben jene Infrastrukturen auch rein physisch immer weiter in den öffentlichen Raum vor. Die in Snow Crash beschrieben Gig-Ökonomie in Form des Auslieferators stellt heute eine Realität dar, in welcher bereits 20 Prozent des innerstädtischen Verkehrs durch Service und Lieferdienste beansprucht wird. [2] Des Weiteren kommt es zu einer Annektierung der Straße durch die benötigten Verkehrsmittel durch Lieferfahrzeuge, Lieferfahrräder, aber auch E-Roller oder Motorräder, welche per App geliehen werden können.

Während der physische öffentliche Raum also zunehmend zu einer Verkehrsinfrastruktur für digitale Services verkommt, wird im virtuellen Spiegel der Stadt das Metaversum konstruiert. Als einen der zentralen Katalysatoren dieser Entwicklung betrachte ich zudem die COVID-19-Pandemie durch welche das Metaversum nicht nur als Freizeit und Experimentierfeld erschien, sondern als fundamental notwendiger „Ort“ der Zusammenkunft und des sozialen Miteinanders, da der gewohnte physische öffentliche Raum eine potenzielle Gefahr darstellte. Interessant ist hierbei, dass eine der wichtigsten technischen Hürden der Pandemie die Gleichberechtigung des virtuellen Treffens darstellt: Um in großer Anzahl virtuell zu kommunizieren ist es von Nöten, dass alle Teilnehmer alle Informationen der restlichen Beteiligten erhalten. Sobald jedoch die Teilnehmerzahl einen gewissen Wert (etwa 50) überschreitet, fehlt es an ausreichenden Protokollen und leistungsfähigen Netzwerken, um noch alle Information aller Teilnehmer an die Gesamtheit zu übermitteln. [5] Die Lösung: Eine zentrale Person „streamt“ ihren Inhalt, die restlichen Teilnehmer werden zu Empfängern, und verlieren ihre Funktion als Sender. Ein demokratisches Problem, welches bereits durch Bertold Brechts „Radiotheorie“ Bekanntheit erlangte, [20] und als technisches Problem des Metaversums von eben jenen Matthew Balls vorangeführt wurde. So wie der physische Raum durch seine Architektur gestaltet wird und damit die Art und Weise der Interaktionen, die in ihm stattfinden formt, so muss auch der virtuelle Raum bis ins Detail konstruiert werden. Da jedoch sämtliche große Plattformen des Metaversums in privater Hand liegen, stellt sich die Frage nach welchen Paradigmen diese entwickelt wurden. Dass ein global agierendes IT-Unternehmen keinen allzu ausgefeilten Sinn für Gemeinwohl hat, sondern eher aus kapitalistischen Interessen heraus agiert dürfte nur allzu ersichtlich sein. Die Möglichkeit der demokratischen Zusammenkunft in größerer Anzahl im Virtuellen ließe sich aller Wahrscheinlichkeit nach umsetzen, die hierfür notwenigen Protokolle wurden jedoch von keinem IT-Unternehmen bisher entwickelt. [5] Der öffentliche Raum wird somit zwar nicht abgeschafft, doch befindet er sich nicht mehr in öffentlicher Hand. Auch Matthew Ball zeigt auf, dass das Internet zwar aus einem staatlichen Forschungsprogramm hervorgegangen ist, jedoch seitdem von der Industrie geprägt wird. Vollziehen wir nun den Schritt in das Metaversum so behauptet er: „The major tech companies don’t just want to lead the Metaverse, they want to own and define it.”. [5] Hieraus folgt, dass die virtuelle Stadt der Zukunft tatsächlich vor allem von den führenden IT-Unternehmen erbaut wird.

CyberCities

Betrachten wir die COVID-19-Pandemie weiterhin als großangelegten Testversuch eines Metaversums so haben die meisten Menschen doch schmerzlich feststellen müssen, dass die virtuelle Stadt weit davon entfernt ist, die Sinn-ästhetische Erfahrung der Realität wiederzugeben. Viel eher hat sich herausgestellt, dass nur äußerst spezifische Interaktionsmodelle digital nachzuahmen sind, und eine Vielzahl von Tätigkeiten, wie wir bereits festgestellt haben, schlichtweg an der technischen Machbarkeit scheitern. Zum anderen hat eben jener Umstadt, dass die Möglichkeiten im Virtuellen von den technischen Gegebenheiten abhängen, verdeutlicht was wir vorhin bereits am Ausbau der Telekommunikationsnetze festmachen konnten: Wir können das Metaversum, dass in seiner Konzeption immateriell erscheint, nicht ohne die zugrundeliegende physische Infrastruktur betrachten. Das Eigentum der CyberCities besteht vornehmlich darin, dass wir nicht in zwei getrennten Städten denken dürfen. Zu Beginn der Entwicklung in Richtung Metaversum steht schließlich nicht die Ablösung des physischen Raums, sondern der durch Vereinnahmung und durch digitale Services neu geordnete Raum, welcher virtuell und physische zugleich ist. Das durch Plattform-Ökonomie kreierte digitale Layer legt sich somit auf der materiellen Stadt nieder und vermag es durch graphische Linien auf Smartphone Displays den urbanen Raum zu transformieren. Werfen wir mit dieser Erkenntnis beispielsweise nun einen Blick auf den Sub-Reddit zum Thema Metaversum, so formen sich unter anderem zwei prägnante Lager: Auf der einen Seite findet ein Wettlauf statt, in welchem User ihre Avatare weiterentwickeln, vornehmlich mit Unity3D, um ein photorealistisches Abbild ihrer Selbst zu erschaffen, inklusive Gestik, Mimik etc. Man kommt also dem Versuch nach sein physisches Selbst zu virtualisieren. Auf der anderen Seite beschweren sich User warum das Metaversum eigentlich wie eine Stadt aussieht, oder warum andere Nutzer ihr „Land“ im Metaversum als wertvoll betrachten, wenn es doch theoretisch unendlich viele Metaversen geben kann. Es wird also an der Abhängigkeit des Metaversums am physischen Raum Kritik geäußert. [21] Wie sehr das Virtuelle und das Physische voneinander abhängig sind, erfahren wir zudem in Snow Crash:

„Das ist eine Hypercard. Hast du nicht gesagt, Snow Crash ist eine Droge?“ sagt Hiro nun völlig verblüfft. „Ist es“, sagt der Typ. „Probier einfach.“

„Versaut sie einem das Gehirn“, sagt Hiro, „oder den Computer?“

„Beiden. Keins von beiden. Wo liegt der Unterschied?“

Durch die Formulierung des Metaversums als tatsächliche virtuelle Stadt wird greifbar, wie sehr der virtuelle Raum durch den physischen Raum geprägt ist. Das Metaversum soll gezielt als Metapher der realen Stadt dienen – Alles was in der Realität nicht vorkommt, wie das plötzliche Materialisieren von Avataren, würde diese Metapher zerstören. Die physikalische Realität hat also einen immensen Einfluss auf das Virtuelle. Snow Crash ist jedoch eine digitale Droge, in Form eines Bitmusters, wer sie konsumiert zerstört seinen Computer und erleidet einen Hirnschaden. Snow Crash ist eine Stück Information, welches wie eine Sprache, das Gehirn und einen Computer neu-zu-programmieren vermag. Was im Metaversum entsteht hat somit auch einen Einfluss auf die physikalische Realität.

Kommen wir damit zurück auf die Frage, ob der öffentliche Raum abgeschafft wurde, ergibt sich ein komplexeres Bild. Zwar wird der physische öffentliche Raum immer weiter zurückgedrängt und der virtuelle Raum war indes niemals öffentlich, doch muss der öffentliche Raum als eine einzelne Entität betrachtet werden. Ich gehe nun davon aus, dass die Bedürfnisse, welche für eine physische Stadt formuliert werden, auch für das Metaversum gelten müssen, als auch in gegensätzlicher Richtung. Daraus muss beispielsweise schließlich eine Forderung nach öffentlichem Raum im Metaversum folgen, eine Art virtuelle Champs-Élysées, welche jedoch nicht von privaten Firmen, sondern von staatlichen Institutionen entworfen und kontrolliert wird. Auf der anderen Seite wird jedoch der a priori private virtuelle Raum sich weiterhin auf die physische Stadt ausweiten, sofern dieser Entwicklung nicht Einhalt geboten wird.

Fazit

Snow Crash hat somit zum einen die Probleme der unternehmerischen Stadtpolitik aufgezeigt zum anderen aber durch die Formulierung des Metaversums, eine greifbare Analogie zur physischen Stadt im Virtuellen geschaffen. Zentraler Kritikpunkt ist hierbei die zunehmende Privatisierung und die Verlagerung des öffentlichen Raums. Snow Crash zeigt jedoch auch auf, dass das Metaversum als Metapher der physischen Stadt mit dieser in beide Richtungen in Wechselwirkung steht. Da wir nun erkannt haben, dass der Trend in Richtung Metaversum real ist und dieser a priori niemals öffentlich war, muss daraus eine Forderung nach öffentlichem Raum im Metaversum folgen. Wenn wir begreifen, dass sich unser Leben in Zukunft verstärkt in graphisch generierten Welten abspielt so entscheidender wird der Umstand wem diese Welt eigentlich gehört und wer sie kontrolliert. Wer das Internet, bzw. in Zukunft das Metaversum, konkret als virtuelle Stadt versteht, der erkennt die Notwendigkeit des öffentlichen Raums im Virtuellen. Staatliche Institutionen müssen somit erkennen, dass der Auftrag nach Schaffung von öffentlichen Räumen und Strukturen sich auch auf das Internet und das zukünftige Metaversum bezieht.

Literaturverzeichnis

1. Sybille Bauriedl, Anke Strüver (Hg.): Smart City – Kritische Perspektiven auf die Digitalisierung in Städten, transcript Verlag 2018

2. Harald Trapp: Gig Space, Arch+ 2019

3. Neil Stephenson: Snow Crash Blanvalet Verlag / Random House 1992

4. Manuel Castells: Space of Flows, Space of Places: Materials for a Theory of Urbanism in the Information Age aus The City Reader edited by Richard T. LeGates, Frederic Stout, Taylor & Francis Group (2020)

5. Matthew Ball “The Metaverse: What it is, Where to find it, and Who will build it” (2020-01-13) unter: https://www.matthewball.vc/all/themetaverse (abgerufen am: 2022-03-29)

6. Neil Stephenson: “Mother Earth Mother Board” (1996-12-01) unter: https://www.wired.com/1996/12/ffglass/ (abgerufen am: 2022-03-29)

7. Postumwandlungsgesetz (PostUmwG) https://www.gesetze-im-internet.de/postumwg/index.html (abgerufen am: 2022-03-29)

8. „SpaceX bringt Dutzende Satelliten in die Umlaufbahn“ (2020-08-08) unter: https://www.zeit.de/wissen/2020-08/starlink-spacex-satelliten-internet-sichtung?utm_referrer=https%3A%2F%2Fde.wikipedia.org%2F (abgerufen am: 2022-03-29)

9. Michael Abrash: „Valve – How i got here, What it’s like, and What I’m doing” (2012-04-13) unter: http://blogs.valvesoftware.com/abrash/valve-how-i-got-here-what-its-like-and-what-im-doing-2/ (abgerufen am: 2022-03-29)

10. Russ Pitts: “The Birth of Xbox live” (2013-11-11) unter: https://www.polygon.com/features/2013/11/11/4849940/xbox-live-millennium-e (abgerufen am: 2022-03-29)

11. Gene Park: “Silicon Valley is racing to build the next version of the Internet.” (2020-04-17) unter: https://www.washingtonpost.com/video-games/2020/04/17/fortnite-metaverse-new-internet/ (abgerufen am: 2022-03-29)

12. Joanna Robinson: “The Sci-FI Guru who predicted Google Earth explains silicon valley’s latest obsession” (2017-06-23) unter: https://www.vanityfair.com/news/2017/06/neal-stephenson-metaverse-snow-crash-silicon-valley-virtual-reality (abgerufen am: 2022-03-29)

13. Adam Rogers: “Sci-Fi Icon Neal Stephenson Finally Takes on Global Warming” (2021-10-26) unter: https://www.wired.com/story/sci-fi-icon-neal-stephenson-global-warming/ (abgerufen am: 2022-03-29)

14. Joshua Nevett: “Nevada smart city: A millionaire’s plan to create a local government” (2021-03-18) unter: https://www.bbc.com/news/world-us-canada-56409924 (abgerufen am: 2022-03-29)

15. Stephen Graham and Simon Marvin: Splintering Urbanism – networked infrastructures, technological mobilities and the urban condition Routledge 2001

16. Eisenbahnneuordnungsgesetz (ENeuOG) https://www.gesetze-im-internet.de/eneuog/ (abgerufen am: 2022-03-30)

17. Jan Kemper: „Privatisierung öffentlichen Wohneigentums“ (2007-07-09) unter: https://www.bpb.de/themen/stadt-land/stadt-und-gesellschaft/64423/privatisierung-oeffentlichen-wohneigentums/ (abgerufen am: 2022-03-30)

18. „A Novelist’s vision of the virtual world has inspired an industry” (2020-10-01) unter: https://www.economist.com/technology-quarterly/2020/10/01/a-novelists-vision-of-the-virtual-world-has-inspired-an-industry (abgerufen am: 2022-03-30)

19. Marcus Schuler: “Metaversum als Internet-Nachfolger?“ (2021-08-10) unter: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/technologie/metaversum-silicon-valley-internet-101.html (abgerufen am: 2022-03-30)

20. Berthold Brecht Vorschläge für den Intendanten des Rundfunks 1928/29

21. Diverse Autoren: „r/Metaverse“ unter: https://www.reddit.com/r/metaverse (abgerufen am: 2022-03-30)